18. November wieder Seidlvilla

Schön war’s in unserem Ausweichquartier in der Pasinger Fabrik. Danke allen, die trotz Stammstreckensperrung den Weg dorthin gefunden haben. Die Nächste Sunday Assembly wieder wie gewohnt in der Seidlvilla in Schwabing und zwar am 18. November um 11 Uhr. Gerne mit Kuchen im Gepäck. Herzliche Einladung an alle, die das hier lesen.

21. Oktober 11 Uhr Pasinger Fabrik

Was ein Geschenk ist, haben wir als Kinder gelernt: Man bekommt etwas Wunderschönes, und man braucht nichts dafür zurückzugeben. Gut, so naiv sind wir heute nicht mehr. Und wer damals diesen Satz gehört hat: „Wenn du nicht brav bist, gibt’s nichts vom Nikolaus!“ – hätte schon damals ahnen können: Da besteht ein Zusammenhang zwischen Nikolausgeschenk und meinem Wohlverhalten. Oder: Hinter Geschenken steckt meist die Erwartung des/der Schenkenden: Der/die Beschenkte muss satisfaktionsfähig sein. Doch nicht nur Kinder sind so naiv, auch Wissenschaftler. Erst vor rund 100 Jahren haben sie begonnen, sich systematisch über Geschenke zu wundern – und zu streiten. Der Pole Bronislaw Malinowski hatte den Ersten Weltkriegs unfreiwillig auf den Trobriand-Inseln in der Südsee verbracht.

Trobriand; Foto: Gunter Senft, Uni Heidelberg

 

 

 

 

 

 

 

 

Als er von dort schließlich aufsehenerregendes Material über einen Gabentausch-Ring der Insulaner mit zurückbrachte, war der Startschuss gefallen. Plötzlich wurden die Verhältnisse, die Malinowski beschrieb, zum Spiegel  für unsere eigene Lebensweise. Und während Ethnologen immer mehr ähnliche Bräuche in anderen Teilen der Welt entdeckten – und die Historiker einstimmten: „Ja – bei uns auch!“ – begannen vor allem marxistische Denker diese Geschenke als Grundkritik am Kapitalismus zu beschreiben. Schenken galt plötzlich als würdevoller ursprünglicher Akt des Güter-Austauschs im Gegensatz zum entfremdeten Transfer durch Geld. Doch belegten diese „Geschenk-Ökonomien“ nicht auch, dass Geschenke sogar schlimme Folgen haben konnten für den Beschenkten?

Und schließlich: Gibt es wirklich kein „reines Geschenk“? Etwas, was wir einfach nur bekommen und ohne Verpflichtung  genießen dürfen? Thomas Morawetz ist Redakteur beim Rundfunk vor allem für Geschichtsthemen. Auf die geheimnisvolle Anatomie von Geschenken ist er zum ersten Mal während seines Studiums gestoßen: Das seltsame Verhalten der Helden Homers erklärte sich plötzlich durch deren offensichtliche Verwandtschaft mit Südsee-Insulanern.

 

Hoppala, das lief schief

Neulich hat sich auf der Linie 57 Richtung Laimer Platz ein Bus verfahren. Statt an der Kreuzung links abzubiegen, ist der Fahrer weiter geradeaus gefahren. Vielleicht war er neu und ohne Routine, vielleicht ist er auch in der Schicht davor die 56er Linie gefahren, die an dieser Kreuzung ganz korrekt geradeaus weitergeht. Keine Ahnung. Menschen machen Fehler, sogar die anderen. Bäcker verschlafen in der Früh, Paartherapeuten lassen sich scheiden, Radiomoderatinnen verhaspeln sich, der Schusterjunge geht (laut Sprichwort) immer barfuß und dann war da noch der ketterauchende Lungenarzt. Irgendwie tröstlich und vor allem ganz normal. Kleine Fußnote: das lateinische Wort „perfectus“ bedeutet nicht nur „vollkommen“, sondern auch „vollendet“, quasi mehr oder weniger „tot“. Nur was unperfekt ist, kann lebendig sein und sich entwickeln. Der 57er Busfahrer ist dann geistesgegenwärtig die nächste links abgebogen, hat sich durch die Nebenstraße zwischen geparkten Autos durchgeschlängelt und fast ohne Zeit- und Haltestellenverlust die richtige Strecke wiedergefunden. Respekt. Nächste Sunday Assembly am 21. Oktober um 11 Uhr in der Pasinger Fabrik/ Cantina Bar, Thema: Schenken. Herzliche Einladung, Kuchenspenden höchst willkommen! live better – help often – wonder more.

Herbst-Geschenke

Draußen riecht der Herbst immer ein bisschen nach Moder und Feuchte, nach von der Sonne gewärmtem Holz, nach Äpfeln, Schwammerl, Quitten.

„Reherl“ und „Dobernigl“ = perfekte Rahmschwammerl

Typischer Herbst-Geruch drinnen ist vielleicht der Zimtzucker auf dem noch warmen Zwetschgendatschi und der Kräutertee in der Tasse.

Neben Zwetschgen und Quitten liegen schon die ersten Kletzen, getrocknete Birnen.

Bei der nächsten Sunday Assembly geht’s ums Schenken und beschenkt werden. In der Bedeutung steckt doch, dass jemand etwas gibt, freiwillig und ohne eine Erwartung oder Forderung dran zu knüpfen. Eine Gabe, die nicht ausgeglichen werden will. Genau genommen noch nicht einmal durch Dankbarkeit und offensiv gezeigte Freude der Beschenkten („jetzt bedank dich aber auch schön bei der Tante…“).  Auch der Zugewinn an Prestige durch den Akt des Schenkens vor Zeugen darf eigentlich keine Rolle spielen. Ein Geschenk ist frei von jeder Berechnung. – Was ein echtes Geschenk so wertvoll macht. Oder ist das viel zu naiv gedacht und hinter jeder Gabe steckt knallhartes Kalkül? Nächste Sunday Assembly: 21. Oktober, 11 Uhr, Pasinger Fabrik „Cantina Bar“.