Als linkskonservativ ordnet Peter Sloterdijk sich selbst ein. Der Philosoph und laut „New Yorker“ streitbarste Denker Deutschlands spricht in der Neuen Zürcher Zeitung über den Zusammenhalt von Gesellschaften, Suche nach Identität und kognitive Bequemlichkeit.
Jedes Jahr gibt die UN einen sogenannten „World Happiness Report“ heraus. In 156 Ländern wurden dafür Faktoren wie Wohlstand, Lebenserwartung, Korruption und Freiheit untersucht. Die glücklichsten, oder besser zufriedensten Menschen wohnen demnach in Skandinavien. Dieses Jahr sind die Finnen auf Platz eins, gefolgt von Norwegen und Dänemark. Deutschland ist im Vergleich zum Vorjahr um eine Stelle vorgerückt, auf Platz 15. Das Wohlstandsniveau im Norden ist hoch und gleichmäßig verteilt: Skandianvier zahlen vergleichsweise hohe Steuern, dafür bekommen sie viel Sicherheit in Form einer sehr guten Gesundheitsversorgung und Bildung. Nirgendwo ist das Armutsrisiko so gering, wie in Finnland. Das Vertrauen in das Gemeinwesen ist hoch. Glücksforscher benennen für das Maß an Zufriedenheit drei wesentliche Faktoren: Gesundheit-Gemeinschaft-Genuss. Geld als Mittel zum Ziel hat damit natürlich auch zu tun: die unglücklichsten Menschen leben allesamt in sehr armen Staaten, oder Staaten mit sehr ungleich verteiltem Reichtum. Der Ökonom Richard Easterlin von der University of California behauptet: sobald die Grundbedürfnisse der Bewohner gedeckt sind, kann Wirtschaftswachstum die Zufriedenheit einer Nation nicht mehr steigern. Dennoch: bis 60tausend Euro Jahreseinkommen hat Geld durchaus glückssteigernde Wirkung, darüberhinaus dann offenbar nicht mehr. Der Mensch gewöhnt sich leider viel zu schnell an Reichtum. Oder wie es der Künstler Herbert Achternbusch formuliert hat:“Das schöne Gefühl, Geld zu haben, ist nicht so intensiv, wie das Scheißgefühl, kein Geld zu haben“.
Und die Finnen? Haben unglaublich viel Platz und unberührte Natur um sich rum, jeder zweite hat eine Sauna daheim und sie sind Weltmeister im Kaffeetrinken. Und: in Finnland ist jeder 16. Mann alkoholkrank, in Deutschland „nur“ jeder 30. Vielleicht – mit mediterranem Klima – wären die Finnen uneinholbar Happiness-Champion ohne Suchtprobleme? Aber diese Zusammenhänge sind noch nicht erschöpfend erforscht. Nächste Sunday Assembly: 15. April, 11 Uhr, Seidlvilla, in München-Schwabing.
Ui, war das schön und interessant! Danke an alle, die da waren, – vor allem an Sandra so wunderbar den Kanon dirigiert und Wolfgang, der so unterhaltsam und verständlich das menschliche Gehirn erklärt hat.
Die Länge aller Nervenbahnen des Gehirns eines erwachsenen Menschen beträgt etwa 5,8 Millionen Kilometer, das entspricht dem 145-fachen Erdumfang. – Das ist halt echt unnützes Wissen. Interessant ist aber, dass unser Gehirn zwar nur 2% des Körpergewichtes ausmacht, aber 20% des Energiebedarfs (Grundumsatz) abzieht. Bei Kindern und Jugendlichen noch mehr. Und genau hier liegt ein zentrales Problem:
Die graue Masse da oben im Schädel hat noch nicht mitbekommen, dass es an jeder Ecke nen Supermarkt gibt, mit endlos Kalorien in den Regalen. Deshalb versucht sie (die graue Masse) – wie sie das gelernt hat vor über 100tausend Jahren – ihren Menschen-Besitzer so energiesparend wie möglich durchs Leben zu bringen. Mit unangenehmen bis echt schlimmen Folgen: Wolfgang Wuschek wird bei der nächsten Assembly Erklärungen liefern, warum wir keine vernünftigen Wesen sind, bzw es so schwierig ist, eines zu sein: „Gehirn auf Autopilot“, Sonntag, 18. März, 11 Uhr in der Schwabinger Seidlvilla.
Heißt ein Buch des Philosophen und Schriftstellers Alain de Botton. Darin will er zeigen, dass es möglich ist, gewissen religiöse Ideen und Praktiken auf die säkulare Welt zu übertragen, weil sie nützlich, tröstlich und hilfreich sein können für ein zufriedenes Leben in einer humanistisch geprägten Gesellschaft. https://www.ted.com/talks/alain_de_botton_atheism_2_0?language=de
Damit liegt er ganz nah an der Sunday-Assembly-Idee, deren Erfinder Sanderson Jones und Pippa Evans ja auch meinen:
„Wenn mich ein Stein drückt im Schuh, werfe ich nicht den ganzen Schuh weg, sondern entferne den Stein.“
Am Ende formuliert de Botton 10 Eigenschaften/Fähigkeiten -in Anlehnung an die zwölf Tugenden des Aristoteles: Innere Stabilität, Empathie, Geduld, Verzicht, Höflichkeit, Humor, Selbsterkenntnis, Verzeihen, Hoffnung und Zuversicht. Daran könne man seine ethischen Muskeln trainieren, so der Philosoph.