Jippiieh! Nochmal!

Minus fünf Grad, Sonne, eisiger Ostwind. Unermüdlich brettern die Kinder den Hang hinunter, auf Schlitten, Bobs und Poporutschern. Immer wieder – juchzen, schreien, lachen, jammern auch mal, wenn der Sturz nach dem Ritt über die Schanze schmerzhaft war. Auch Erwachsene rasen den kleinen Berg runter, meist einmal, um sich anschließend wieder an ihrem Thermosbecher mit heißem Tee festzuhalten. Wie  großartig, so ein knallblauer Wintertag, vor allem, wenn Wohnung und Apfelstrudel warm sind, beim Heimkommen.

Schöner scheitern am 18. Februar

Scheitern ist nicht irgendein Malheur. Scheitern ist unsere Bestimmung. Davon ist Thomas Morawetz überzeugt, der deswegen satirische Kurzszenen schreibt, in denen nichts klappt, die aber trotzdem ein Hauch von Anmut durchweht.

c/o Christian Fischer, Göttingen

Ist es nicht wunderbar, hier auf der Erde zu sein? Nicht als Stein, als Farn, als Wurm. – Als Mensch! Als Mensch, der sogar zum ersten Mal in der Geschichte eine ganze Menge über seine Bedingungen weiß, ahnt, wo sich seine Erde dreht, wie Leben auf ihr entstanden sein kann – und sein Gehirn, das dies alles herausgefunden hat. Nur eine, die allerwichtigste Frage erschließt sich ohne jedes Zeichen von Fortschritt in der Sache nicht: Wozu das Ganze? Weder Wissenschaften noch Religionen wissen hierzu verlässliches. Kurz gesagt:

c/o Ricardo Liberato

Wer hier sucht, wird nichts finden. Ausgerechnet bei der Sinnsuche ist der Mensch zum Scheitern verurteilt. Trotzdem sucht er unermüdlich, seit Jahrtausenden; mit aberwitzigen Aufwänden, vom Pyramidenbau bis zum Mondflug. Und erzeugt dabei – Sinn?

Nein, Schönheit. Alle unsere Bemühungen feiern letztlich die Schönheit des Scheiterns am Sinn. Hier liegt unsere große Stärke. Darüber dürfen wir uns freuen – und darüber lachen. Thomas Morawetz ist Geschichts- Redakteur und Autor vor allem für das Radio. Seit über 20 Jahren schreibt er satirische Kurzszenen, seit er erkannt hat, dass es einen gemeinsamen Nenner hinter allem gibt: Ob bei der Suche nach Gott oder bei der Buchung eines Urlaubs: Nichts klappt. – Womit sich immer wieder aufs Neue die Grundeinheit der menschlichen Größe bestätigt: Wir scheitern. Aber niemand so gut wie wir. Herzliche Einladung zur Sunday Assembly am 18. Februar um 11 Uhr in der Münchner Seidlvilla!

Gemeinsam dagegen – reicht das?

Nein, natürlich nicht. „Atheisten-Kirche“ wird die Sunday Assembly oft genannt. Das funktioniert als erste Ruckzuck-Einordnung so in etwa und triffts doch nicht: zur Sunday Assembly kommen Menschen, die unabhängig von persönlichem Glauben oder Nicht-Glauben, egal welcher sprituellen Färbung oder Neutralität, miteinander das Leben feiern wollen und sich gemeinsam Fragen stellen, wie eben dieses Leben gelingen kann. Dass sich auf die wenigsten dieser Fragen sofort eindeutige Antworten finden lassen, – auch das lässt sich in Gemeinschaft leichter ertragen. Die Sunday Assembly ist humanistisch und quasi radikal inklusiv. Wären wir nur miteinander gegen Glaube, gegen Kirche, gliche das einem Kreis, in dem jeder nach außen schaut. Und das, wo doch drinnen, in der Mitte, die spannenden schönen Dinge passieren, ums mal so zu sagen. Nächstes Mal am 18. Februar um 11 Uhr in der Schwabinger Seidlvilla. Thema: schöner scheitern. Welcome. Lebe besser – hilf oft – staune mehr.

PS: apropos Atheisten – der Gottes- bzw Göttinnenbeweis steht ja nach wie vor aus. Deshalb lässt sich auch so trefflich drüber streiten, aktuell in der „Zeit“. http://www.zeit.de/campus/2018-01/gottesbeweis-glaube-wissen-naturwissenschaft-religion#comments

Das Spannendste am Interview sind die über 100 Kommentare in der ersten halben Stunde nach Veröffentlichung.

Staune mehr über Schmetterlinge

Der Tag ist grau und die Lust, irgendwas Großartiges zu unternehmen klein: lass uns in den Botanischen Garten gehn – ach nö- die haben da gerade schöne Schmetterlinge – na gut. Magisch-bunte Flatterflecken in der Luft ziehen die Mundwinkel sofort nach oben. Manche sitzen einfach nur da, träge die Flügel im Zeitlupentempo auf und zuklappend. Andere flattern hektisch zwischen den Blüten rum. Als ein knallblauer Himmelsfalter still sitzt, muss ich das Handy rausziehen. Ein Mann hat gleichzeitig dieselbe Idee und zückt den Fotoapparat. Wir grinsen uns an, berührt von so viel leichter farbenfroher Schönheit. Anlocken lassen sich Prachtfalter nicht nur von Obststückchen, sondern auch mit Käse, je intensiver der Geruch, desto lieber, liest man auf einer Infotafel. Auf einer anderen sieht man Schmetterlingseier unter dem Mikroskop – gemusterte Meisterwerke.  „Lebe besser“ und „Staune mehr“ – zwei von drei Grund-Ideen der Sunday Assembly sowas von umgesetzt an diesem Tag. Die Schmetterlinge flattern noch bis 11. März im Wasserpflanzenhaus im Botanischen Garten in München.  Die nächste Sunday Assembly ist am 18. Febuar um 11 Uhr in der Seidlvilla, dann ohne Schmetterlinge, dafür mit dem Thema: Schöner scheitern. Herzliche Einladung!